Erste geschichtliche Spuren
Die Gemeinde Jestetten mit ihren Ortsteilen Jestetten und Altenburg liegt auf einer Stufe des zum Rhein abfallenden Südrandens. Diese geschützte Terrasse an der großen Rheinschleife um das Kloster Rheinau unterhalb des Rheinfalls war schon früh Siedlungsplatz. Im Einflussbereich des Klosters Rheinau, der Stadt Schaffhausen, der Eidgenossenschaft und der Herren des Klettgaus liegend, erfuhr sie ihre besondere Prägung durch Jahrhunderte.
Die ältesten datierbaren Funde stammen vom Gewann "Schnellgalgen" auf Jestetter Gemarkung hoch über der Volkenbachschlucht. Diese Funde lassen sich der Mittleren Steinzeit zuordnen, also dem Zeitraum von 8500 bis 5500 v. Chr. . Reichhaltiger und wissenschaftlich genauer festgehalten sind Funde am "Sinkelosebuck" in Altenburg, die in die Zeit zwischen 5500 und 5000 v. Chr. zurückreichen. Es sind Spuren der ersten Ackerbau und Viehzucht treibenden Menschen der Jungsteinzeit. Diese Funde, die in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts gemacht wurden, haben überörtliche Bedeutung erlangt, zumal dieser Platz an der "Burghalde" weiteren Funden nach bis in die Eisenzeit immer wieder besiedelt war.
Die "Schanz" - ein Keltenwall
Am südöstlichen Dorfrand von Altenburg schneidet die "Schanz" die vom Rhein umflossene Halbinsel "Schwaben" vom Dorf ab. Seit altersher war die "Schanz" als Burgmauer, Verteidigungswall oder Stadtmauer im Bewusstsein der Bewohner. Auch den Ortsnamen "Altenburg" brachten sie damit in Verbindung. Zufällige Funde in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ließen den Gedanken an eine keltische Siedlung aufkommen. Durch die Ausgrabungen unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Dr. Fischer in den Jahren 1972 bis 1975 und 1977 erhielten die Wissenschaftler Kenntnis von der Keltensiedlung, römisch Oppidum genannt, hinter dem 800 m langen Schutzwall.
Viele archäologische Funde bestätigen die Wichtigkeit dieser Niederlassung in keltischer Zeit, die um die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. entstanden sein dürfte und um 15. v. Chr weitgehend verlassen wurde. Viele Funde, besonders Teile von Amphoren, deuten auf einen Handelsplatz hin, andere auf Metall verarbeitende Werkstätten. Die Bewohner stellten auch Münzen her. Die Altenburger Büschelmünzen der Keltenzeit gelten als besondere Rarität.
Die erste Erwähnung
Die erste Erwähnung der Dörfer Jestetten und Altenburg stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. In einer Urkunde überträgt ein Wolvene Güter in Altenburg dem Kloster Rheinau. Beurkundet ist dieses Rechtsgeschäft 871 in Jestetten. Somit kann der Text, der in einem Güterverzeichnis von 1125 im Staatsarchiv Zürich vorliegt, als Ersterwähnung von Altenburg und Jestetten gelten.
Eine Schenkungsurkunde Ludwigs des Deutschen vom 20. März 870 an das Kloster Rheinau ist zwar älter, doch wurden die geschenkten 14 Orte, darunter auch Altenburg und Jestetten, erst um die Mitte des 10. Jahrhunderts in einer Zweitausfertigung des Schenkungsdokumentes nachgetragen.
Die Landgrafschaft
Von einer Landgrafschaft Klettgau kann erst im 13. Jahrhundert gesprochen werden. Rudolf von Habsburg übertrug das Landgericht und damit die Landgrafschaft an die Herren von Habsburg - Laufenburg. Durch Heirat kam die Landgrafschaft 1408 an das Haus Sulz, dessen regierende Grafen bis 1687 Herren dieses Reichslehens waren. Aber erst 1488 gelang es den Sulzern, das Obere Schloss in Jestetten von der Schaffhauser Adelsfamilie Jünteler und damit verbunden ein Drittel der Niedergerichtsbarkeit zu erwerben. Die Landgrafen von Sulz brachten in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts mit dem Unteren Schloss ein weiteres Drittel an sich. Ein Drittel hatte das Kloster Rheinau seit 1444 in Besitz.
Altenburg unterstand schon seit 1352 der niederen Gerichtsbarkeit des Klosters. Die Aufspaltung der Gerichtsbarkeit in Jestetten an mehrere Gerichtsherren führte zu endlosem Streit, bis die Sulzer 1631 ihre zwei Teile der niederen Gerichtsbarkeit dem Kloster verkauften. Die Auseinandersetzungen endeten aber erst, als der Klettgau und damit auch Jestetten und Altenburg 1803 Teil des Großherzogtums Baden wurde.
Fürsten von Schwarzenberg
Als Johann Ludwig von Sulz 1687 auf dem Jestetter Schloss starb, erlosch die männliche Linie der Sulzer im Klettgau und die Landgrafschaft kam durch Heirat an die Fürsten von Schwarzenberg. Spuren der Zeit von 1408 bis 1806 sind in Jestetten das Obere Schloss, das immer wieder umgebaut wurde, die Reste des Unteren Schlosses, von dem nur noch ein Keller erhalten blieb, die Altäre in der katholischen Kirche und die Loretokapelle, die der letzte Sulzer besonders aus dem Nachlass seines Bruders Christoph Alwig 1668 gestiftet hatte. Da Altenburg ganz unter Rheinauer Herrschaft stand, lässt sich dort keine direkte Spur der Landgrafen entdecken.
Die Ruinen der sogenannten Römerbrücke, zu einem sehr kleinen Teil auf Altenburger Gemarkung gelegen, stammen von einem Schwarzenberger Brückenbau aus dem Jahre 1696. Vieles deutet darauf hin, dass sich an dieser Stelle schon eine Brücke aus dem Mittelalter befand. Ob sie bis auf die Römerzeit zurückgeht, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.