Wussten Sie …
Ralf Göhrig
Altes Recht: Wussten Sie …
- dass die »Polizey- und Landgrafordnung der Grafschaft Kleggau« aus dem Jahre 1603 das Leben der hiesigen Bevölkerung bis ins kleinste Detail regelte?
- dass es demnach für kleinste Verfehlungen wie »Liderlichkeit« eine Gefängnisstrafe bei Wasser und Brot gab?
- dass selbst Verlobten »unzimliche Beiwohnungen« verboten waren und es ein Gebot für sie gab, sich lediglich züchtig und fromm miteinander zu verhalten?
- dass »Faulenzer und Müßiggänger« durch die Amtsleute angehalten waren, sich in »Dienst zu begeben« oder das Land zu verlassen?
- dass es damals bereits eine Schulpflicht gab, um die Kinder das Beten, Schreiben und Lesen zu lehren?
- dass diese Polizeiordnung andererseits bereits Maßnahmen zum Schutz der Umwelt beinhaltete? So war es beispielsweise verboten, Fischgewässer mit Sägespänen zu verderben.
Wüstungen: Wussten Sie …
- dass es in Jestetten zahlreiche Höfe, Siedlungen und Weiler gab, die heute komplett verschwunden sind?
- dass der Locherhof 1568 vom Kloster Rheinau gekauft wurde und nach dessen Auflösung die Gemeinde Rafz den Hof samt Waldfläche (Abtshau) am 9. Januar 1863 bei einer Versteigerung für 174.642 Schweizer Franken kaufte?
- dass der Gunzenriedhof Ende der 1880er-Jahre abgerissen wurde?
- dass der Hof im Grüth vermutlich nach dem Entzug der Weiderechte durch das Kloster Rheinau im Jahr 1616 aufgegeben wurde?
- dass der Weiler Attenhausen, südlich von Altenburg direkt am Rhein gelegen, bereits im Mittelalter abgegangen ist?
- dass am Rhein bei der Volkenbachmündung der Weiler Volkenbach mit einer Getreidemühle, einer Säge, einer Gerberlohstampfe, einer Ölmühle und einer Hanfreibe sowie einer großen Hammerschmiede gelegen hat? Auch dieser Weiler verschwand Ende des 19. Jahrhunderts.
- dass im Mittelalter ein Hof in der Tiefenwiese bestand? Der Flurplan von Jestetten aus dem Jahre 1832 zeigt hier noch eine große, nicht aufgeforstete Wiese.
Jestetten und seine Umgebung: Wussten Sie ...
- dass es bereits im Jahr 1930 ein Jestetter Heimatbuch gab? Dr. Georg Jäger veröffentlichte im Spätherbst jenes Jahres das 480 Seiten starke Werk »Jestetten und seine Umgebung«.
- dass dieses Buch kaum mehr zu finden ist? Erschienen in dunklen Zeiten der Weltwirtschaftskrise hatten die Menschen zunächst kein Geld, dieses hochwertige Buch zu erwerben. Nationalsozialismus, Krieg und die Nöte der Nachkriegszeit machten es zu einem wahren Ladenhüter und später wurden offenbar aus Platznot viele noch original verpackte Bücher weggeworfen.
- dass Georg Jäger zwar über die steinzeitlichen Funde in Altenburg berichtet, die keltische Siedlung auf der Halbinsel Schwaben ihm aber offenbar völlig unbekannt war?
- dass Georg Jäger die Kelten eher im Bereich Guggenburg vermutete?
- dass er die »Römerbrücke« als solche beschreibt und sich dabei auf Archäologen der damaligen Zeit bezieht? Aufgrund dieser Zuschreibung ging man bis in die 1990er-Jahre davon aus, dass es sich tatsächlich um ein römisches Bauwerk handelte.
- dass das Jäger’sche Jestetter Buch einen sehr großen Schwerpunkt auf die Kirchengeschichte legt und als Quelle kirchliche Aufzeichnungen heranzieht?
- dass Georg Jäger vom Heidenturm schreibt, einem riesigen Turm, der vom Mittelalter bis in die 20er-Jahre des 19. Jahrhunderts in Jestetten gestanden haben soll?
- dass dieser Heidenturm bereits von den Römern gebaut worden sein soll?