Musikpreis für Ernst Raffelsberger
Ira Schelling
Am 7. Oktober 2023 erhielt Ernst Raffelsberger in der von Peter Thumb erbauten Kirche Maria Himmelfahrt in Tiengen den Großen Musikpreis der Volksbank Hochrhein Stiftung. Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert und mit einem Preisträgerkonzert verbunden. Seit 1988 zeichnet die Stiftung im dreijährigen Rhythmus Musikerinnen und Musiker oder Organisationen aus, deren Wirken für das Musikgeschehen in der Region von Bedeutung ist.
Ernst Raffelsberger ist vieles: Jestetter Bürger, Chordirektor am Opernhaus Zürich, Pianist, Vorstand im Kulturkreis und nun auch Preisträger. Eine Persönlichkeit, die in Jestetten jeder kennt und schätzt. Jemand, der klassische Musik liebt und der mit seinem kommunikativen Talent die Menschen über die Musik erreicht.
Ernst Raffelsberger wurde 1961 im österreichischen Gmunden geboren. Nach der Matura studierte er Schul- und Kirchenmusik in Wien sowie Chorleitung am Mozarteum in Salzburg. 1983 schaffte er als Kapellmeister der Wiener Sängerknaben den erfolgreichen Einstieg in das Berufsleben. Mit dem Chor ging er auf Tourneen durch Europa, Nordamerika und Südafrika. Einmal durfte er mit den Wiener Sängerknaben sogar für Lady Di singen. Von 1986 bis 1989 war er Kapellmeister am Landestheater Salzburg und danach bis 1993 Chordirektor und Kapellmeister am Stadttheater Freiburg im Breisgau. 1993 bekam er ein zunächst auf drei Jahre befristetes Engagement als Chordirektor am Opernhaus Zürich. Dieser berufliche Wechsel war Auslöser für den Umzug von Ernst Raffelsberger und seiner Familie nach Jestetten. Die Erreichbarkeit von Zürich mit dem Zug war das ausschlaggebende Kriterium. Aus den drei Jahren wurde eine inzwischen über 30 Jahre dauernde Tätigkeit. Von 2012 bis 2021 war Ernst Raffelsberger im Sommer zusätzlich bei den Salzburger Festspielen als Chordirektor der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor beschäftigt.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit engagiert sich Ernst Raffelsberger ehrenamtlich für die Musikpflege und die Kultur. Dieses Engagement ist beeindruckend und geht weit über das hinaus, was man von einer einzelnen Person erwarten kann. Denn die ehrenamtliche Arbeit ist hinsichtlich der Breite, Tiefe und Dauer bemerkenswert. Lassen sie mich aber von vorn beginnen.
Das erste ehrenamtliche Projekt war die Gründung eines Kinderchores. Ernst und Bärbel Raffelsberger war es wichtig, ihren Kindern auf spielerische Weise musikalische Grundlagen zu vermitteln und dies am liebsten in einem Chor. Da es dafür in Jestetten damals keine Angebote gab, hob Ernst Raffelsberger den Kinderchor St. Benedikt mit angehängten Orff-Gruppen aus der Taufe. Mit Unterstützung seiner Ehefrau Bärbel wurden in wöchentlichen Proben Programme für drei bis vier Auftritte im Jahr einstudiert. Krippenspiele – zusammen mit Irmgard Bäumle –, Elternkonzerte und Musicals hatten einen festen Platz im Jestetter Veranstaltungskalender. Den Chor leitete er, solange seine Kinder dabei waren, von 1996 bis 2008.
Ein anderes Projekt ergab sich während der Errichtung des Kinderspielplatzes »Hinter den Gärten« im Rahmen einer Elterninitiative. Der damalige Ortsbaumeister und leidenschaftliche Chorsänger, Max Henes, sprach Ernst Raffelsberger an, ob er nicht Lust auf eine Zusammenarbeit mit dem Hochrhein-Sängerbund (HSB) habe. Aus dieser Initiative entwickelten sich die legendären Galakonzerte des HSB in der Stadthalle Waldshut, die Musikbegeisterte auf und vor die Bühne lockten.
Die Sanierung des Alten Schulhauses war Antrieb für Ernst Raffelsberger, in den Kulturkreis einzutreten. 2009 wurde er Mitglied und direkt als Vize in den Vorstand gewählt. Seither setzt er sich dafür ein, dieses Kultur- und Begegnungszentrum mit Leben zu füllen. Sein beharrliches Eintreten für das Alte Schulhaus als Konzertraum hat den Gemeinderat überzeugt, einen Stutzflügel für den Gotischen Saal anzuschaffen. Die Kulturinteressierten aus Jestetten, der Region und darüber hinaus durften und dürfen zahlreiche Konzert-Highlights hier erleben.
Zum 40-jährigen Jubiläum des Kulturkreises stellte Ernst Raffelsberger zusammen mit dem damaligen ersten Vorsitzenden, Dietrich Veigel, ein Nachschlagewerk über sämtliche Veranstaltungen und Aktivitäten des Kulturkreises zusammen, ergänzt durch Portraits einer Vielzahl von lokalen Künstlern. Landrat Dr. Martin Kistler formulierte in seinem Grußwort treffend, dass der Kulturkreis nicht einfach ein Veranstalter sei, sondern ein Verein, der die Bürgerinnen und Bürger am kulturellen Leben teilhaben lasse und einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt leiste.
Ernst Raffelsberger gestaltete selbst das Programm für das Preisträgerkonzert, das den Rahmen für die Verleihung des Musikpreises bildete. Es war ein klassisches Konzert der Extraklasse. Zum einen, weil mit Ernst und Sebastian Raffelsberger zwei Preisträger als Vater und Sohn auf der Bühne standen, zum anderen beeindruckte bei der musikalischen Eröffnung Ernst Raffelsberger zusammen mit seinem Bruder Lukas beim »Andante zu vier Händen« von W. A. Mozart mit einer ausdrucksstarken Darbietung und einem perfekten Zusammenspiel am Klavier. Und nicht zuletzt begeisterte der Frauenchor SoprAlti der Oper Zürich unter der Leitung des Preisträgers und berührte das Publikum.
Jürg Hämmerli, ehemaliger Chordirektor am Opernhaus Zürich und jetzt im Ruhestand, hielt die Laudatio. Er lobte die vielfältige Arbeit des Preisträgers, vor allem auch die Gründung und Leitung des beim Konzert mitwirkenden Frauenchors SoprAlti, der sich aus einem Kinderchor heraus entwickelt hat. Die Überreichung des Musikpreises erfolgte durch Stiftungsvorstand Peter König. Er führte aus, dass ein Kandidat für den Musikpreis besondere musikalische Fähigkeiten besitzen und eine gefestigte Persönlichkeit mit Verbindung zur Region sein müsse. Diesen Nachweis habe Ernst Raffelsberger durch sein Wirken im Beruf als Chordirektor und im Ehrenamt erbracht. Seine Feststellung, dass Ernst Raffelsberger die Auszeichnung »Musikpreisträger der Volksbank Hochrhein Stiftung 2023« mehr als verdient habe, bestätigte das Publikum mit tosendem Applaus.
Ernst Raffelsberger bedankte sich bei der Stiftung, dem Laudator, der Grußwortrednerin Christiane Vogel vom Rotary Club, bei seinen Wegbereitern und Wegbegleitern sowie bei seiner Familie.
Wir dürfen uns sehr glücklich schätzen, Ernst Raffelsberger und seine Familie in unserer Gemeinde und als treibende Kraft im Jestetter Kulturleben zu haben.