Mammutbäume im Gröndler
Ralf Göhrig
Wer im Frühjahr im Jestetter Wald entlang des Gröndlerwegs in Richtung Ettenberg unterwegs war, konnte feststellen, dass der Mammutbaumbestand durchforstet wurde und rund 50 Kubikmeter des roten Holzes entlang des Waldwegs zum Abtransport bereitlagen.
Wie kamen die Mammutbäume überhaupt in den Jestetter Wald? Ursprünglich stammen diese Bäume – genau genommen handelt es sich um den Bergmammutbaum, auch Riesenmammutbaum oder Wellingtonie (Sequoiadendron giganteum) – aus den USA. Dort kommen sie ausschließlich in der Sierra Nevada, einem Hochgebirge im Westen von Kalifornien, vor. Dort werden Mammutbäume als Redwood bezeichnet und finden im Innenausbau von Häusern Verwendung. Nach Deutschland kamen die ersten Bergmammutbäume Anfang der 1860er-Jahre, als der württembergische König Wilhelm I. reichlich Samen importieren ließ. In der sogenannten Wilhelma-Saat wurden rund 8000 Exemplare herangezogen. Ein Teil davon steht noch heute in der Stuttgarter Wilhelma, andere fanden ihre Heimat auf der Insel Mainau und an vielen Orten im deutschen Südwesten. Knapp 100 Jahre später beschlossen baden-württembergische Forstleute, jedes Forstamt mit diesen Bäumen zu versorgen. Der Jestetter Forstamtsleiter Braun ordnete an, dass die Bäume entlang des Gröndlerwegs gepflanzt werden sollten.
Der langjährige Jestetter Waldarbeiter und Haumeister, Kuno Bühler (88), erinnert sich noch gut an die damalige Zeit. »Wir hatten im Winter 1958 den Auftrag, das Holz am Gröndlerweg zu hauen«, erzählt er. Die Bedingungen waren hart. Es gab zwar bereits Motorsägen, doch diese waren schwer und verfügten noch über keinerlei Sicherheitsvorrichtungen. Unter dem damaligen Vorarbeiter Fridolin Braig wurden Eichen, Buchen, Fichten und Kiefern gefällt. Das anfallende Sterholz, das als Brennholz verkauft wurde, mussten die Waldarbeiter von Hand an den Fahrweg tragen und dort aufsetzen. »Für unseren Brennholzbündelwagen war die Böschung viel zu steil«, erinnert sich Bühler. Nachdem das Nutzholz am Weg war, wurde das Reisig zusammengetragen und verbrannt. »Das war damals so üblich«, gibt Bühler zu wissen. »Und damit das Feuer unter Kontrolle blieb, haben wir jede Nacht eine Feuerwache an der Brandstelle eingerichtet.«
Im Frühjahr 1959 schließlich kamen die Setzlinge in Jestetten an und wurden von den Jestetter Waldarbeitern gepflanzt.
Anfang März 2024 waren es die Azubis aus Bonndorf, die sich der exotischen Baumart annahmen, sicherlich ein ganz besonderes Erlebnis für die angehenden Waldarbeiter.
Der Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) kann in seiner Heimat mehr als 3000 Jahre alt werden. Er erreicht eine Höhe von 80 Metern und einen Durchmesser von bis zu zehn Metern. Der berühmteste Bergmammutbaum »General Sherman« im Sequoia-Nationalpark in Kalifornien hat mit einem Volumen von rund 1500 Kubikmetern etwa die doppelte Holzmasse wie ein Schwarzwälder Fichtenwald pro Hektar.



