Die Echte Mehlbeere – Baum des Jahres 2024
Ralf Göhrig
Die Mehlbeere (Sorbus aria) ist kein Baum, der als Rückgrat der Forstwirtschaft bekannt wäre, doch ist sie immer wieder in den Wäldern der Region, hauptsächlich an Waldrändern und auf mageren Standorten, zu finden. Mit einer Wuchshöhe von zwölf bis 15 Metern, ausnahmsweise können es auch einmal 20 Meter sein, ist die Mehlbeere kein Riese unter den einheimischen Bäumen, aber immerhin kann sie ein Alter von bis zu 200 Jahren erreichen. Und, was gerade in Zeiten des raschen Klimawandels wichtig ist, die Mehlbeere ist robust und hat die Fähigkeit, längere Trockenperioden zu meistern, was sie nicht nur im Wald zu einer großen Hoffnung macht, sondern auch eine vielversprechenden Zukunft als Stadtbaum verheißt.
Auch wenn die Mehlbeere auf den ersten Blick unscheinbar sein mag, bei genauerem Hinsehen entpuppt sie sich als regelrechter Farbfleck im dunklen Grün. In der Blütezeit von Mai bis Juni dominieren die weißen Blüten in halbkugeligen Scheindolden mit einer Breite von mehr als zehn Zentimetern. Ab August reifen die roten und kugelförmigen Früchte, die wie kleine Äpfel aussehen. Besonders am Waldrand oder in der Landschaft werden die Mehlbeeren im Spätsommer dann zu einem wunderbaren Farbklecks, was insbesondere das Landschaftsbild im Hochschwarzwald prägt.
Das Holz zeichnet sich durch große Härte und Zähigkeit aus, ist dauerhaft und leicht zu bearbeiten. Während der Kern rotbräunlich ist, ist der Splint hellgelb und vergleichsweise breit. Verwendet wird es zum Drechseln und Schnitzen, wird aber auch für Werkzeugstiele oder lokal auch für Fassdauben genutzt.
Die Früchte schmecken fade und werden teilweise gebrannt. Früher wurden sie auch in der Volksmedizin als Mittel gegen Husten, Durchfall und Katarrh verwendet oder dienten der Schweinemast. Wie der Name vermuten lässt, wurden die reifen und getrockneten Früchte in früheren Zeiten dem Brotmehl beigemischt.
Die Mehlbeere ist eine Baumart in Mittel- und Südeuropa, im Norden und Osten kommt sie nicht vor. Man findet die Mehlbeere nicht bestandbildend, sondern lediglich in Laubholzbestände eingestreut, hauptsächlich auf trockenen, kalkreichen Südhängen bis zu einer Höhenlage von 1600 Metern. Im Kreis Waldshut ist sie weit verbreitet und vom Rheintal bis in die Hochlagen von Menzenschwand zu finden.
In Jestetten wächst die Mehlbeere vereinzelt im Altenburger Schwaben auf Kiesboden sowie in Jestetten im Ettenberg und im Heuberg auf mattwüchsigen Standorten. Im Herbst 2023 wurden 25 Exemplare gegenüber der Flüchtlingsunterkunft an der Hombergstraße gepflanzt.